Burgund - Weinberge und Bauwerke verschiedener Epochen

Das Land gehört den Weinbergen. Dazwischen berühmte Bauwerke von der Romanik bis zum Barock - eine Schatzkammer Europas. Im Schatten der Geschichte bieten Meisterköche das Beste aus reichen Kellern und Küchen

Montrachet, Meursault, Pommard . . . ein Weindorf nach dem anderen und zahllose von Rebstöcken umringte Châteaux. Freunden eines guten Tropfens ist die Côte daher von Chagny bis Chambertin die liebste Strecke Burgunds: BourgogneTouristique, Route du Vin. Und alle Weinstraßen führen nach Beaune. Da belagern Scharen das Hôtel-Dieu, bestaunen Fachwerk und buntglasierte Dachziegel dieses Armenspitals aus dem 15. Jahrhundert: Den Kopf voll von Geschichte, geht es dann zur Degustation hinunter in die Gewölbe. Kerzenlicht, Wolken betäubenden Weinaromas, in endlosen Regalen schwarzrot funkelnde Flaschen. Leicht benebelt tasten sich die Weinkoster zurück ins sonnige Beaune über Tage.


Soweit das Standardprogramm für Burgund-Besucher. Viele von ihnen versäumen es, bis nach Coulanges und Trancy zu fahren oder nach Chablis, in das bekannteste Weißweindorf des "roten" Burgund. Und sie verpassen dann auch die Stadt Auxerre ganz in der Nähe, wo die alten Häuser im Halbkreis um den imposanten Uhrturm stehen und die Hausboote auf der Yonne gleich unterhalb der Kathedrale festmachen. Für Bootsferien ist das liebliche Burgund geradezu ideal. Auf 1200 Fluß- und Kanalkilometern (mit 600 Schleusen!) gelangt man fast in je den Winkel dieses grünen, von Wiesen, Weiden, Weinbergen und Wäldern überzogenen Flecken Frankreichs, dem alles Schroffe fehlt. Eine Landschaft, die die Bilder liefert zu den Sagen aus der Kindheit.

Ritterburgen wie Le Rocheport, mächtige Wasser schlösser hinter Gräben wie Tanlay. La-Charitä-sur-Loire, Châteauneuf-en-Auxois, Semur-en-Auxois . . . Auf den Weinetiketten verheißen die Bindestrich-Namen der Orte oft freudige Überraschungen, stehen für Meisterprodukte alter Jahrgänge in besten Lagen. Und immer wieder dieses Bild: Auf hohem Felsen über dem Fluß schmalbrüstige uralte Häuser, verwinkelte Gassen, schönstes Mittelafter rundum. Eine sanfte Anhöhe inmitten von Wiesen und Rapsfeldern, gekrönt von wehrhaften Rundtürmen, eine Handvoll buckliger Gehöfte, ein winziger Laden fürs "piquenique" im Grünen - mit Wein, Honig, Käse, Baguette. Höhepunkt so mancher Idylle sind Wirtschaften, wo ein ordentliches Boeuf bourguignonne noch drei Stunden leise köchelt, zu dem man dann einen Nuits-St-Georges trinkt. Oder wo ein Coq au Vin mit einem Chalonnais serviert wird. Gegessen wird andächtig und mit Freuden. Denn der Burgunder verachtet Menschen, die in 15 Minuten mit der Mahlzeit fertig sind. Und nicht wissen, daß das Glas Weißwein vor einen Roten gehört.

Kunst und Kultur
Eine große Vergangenheit prägt dieses Land, dem Besucher präsentiert es sich wie eine Schatzkammer Europas. Ein Stelldichein der Stile: Romanik, Barock, Renaissance, Gotik. Kirchen, Klöster, Schlösser. Die mittelalterliche Stadt Auxerre steht unter Denkmalschutz, ihre Kathedrale St-Etienne hat herrliche Glasfenster. Zahlreiche Schätze bietet Beaune, Mittelpunkt der Côte d'Or: das Krankenhospiz Hôtel-Dieu mit typischer flämischer Gotik; mittelalterliche Fresken und Wandteppiche in der Kirche Notre-Dame. In der Kunststadt Dijon locken neben vielen Museen das Herzogschloß, die Renaissance-Kirche St-Michel und die Kartause von Champmol. Berühmt ist die Abtei von Fontenay, ein wunderbar erhaltenes Zisterzienserkloster. Wallfahrtsziel vieler Touristen ist das Dorf Vézelay gekrönt von seiner romanischen Abtei.

Veranstaltungen
Im Mai Weinmessen in Mâcon und Pouilly-sur-Loire; AntiquitätenTrödel-Messe in Dijon; Feinschmecker-Tage in Saulieu. Im Juni Musikalischer Sommer in Dijon. Vom 1. Juli bis 10. August nächtliche Burgund-Festivals an der ganzen Cöte d'Or. Sainte-Madeleine-Pilgerfahrt am 22. Juli in Vézelay Im August Waldbeeren-Fest in Glux-en-Glenne; Weinmessen in Châtea-Chinon und Saint-Leger-sous-Beuvray. Im September ein internationales Folklore-Fest und Winzerfeste in Dijon und an der Cöte d'Or. Im November Winzerfeste in Chablis, Saint Bris-le-Vineux, Mersault.

Essen und Trinken
Man sagt, die Burgunder Gastronomie zu rühmen hieße, Eulen nach Dijon zu tragen, der "Hauptstadt des guten Essens". Erfolgreichster Botschafter Burgunds in aller Welt ist sein Wein. Über die Lagen am "Goldenen Hang" zwischen Gevrey und Chambertin befand einst Victor Hugo, diesen Wein könne man nur kniend trinken.
Spezialitäten: der Aperitif Kir, vom Domherrn Kir erfunden - weißer Aligoté mit Crème de Cassis (Johannisbeerlikör); Kir Royal - Creme de Cassis mit Champagner. Weinbergschnecken, Dijon-Senf, Petersilien-Schinken-Sülze, Bresse-Hühner, Boeuf bourguignonne vom Charolais-Rind, Lebkuchen und Anisbonbons.

Restaurants
Hasenrücken in Akazienhonig im "St-Hubert" in Auxerre. Ravioli von Hummerkrabben bei "Alain Billard" in Beaune. Himmlische Desserts im "Lameloise" in Chagny; kreative Küche bei "Thibert" zum Beispiel Schnecken in Weißkohl. Bresse-Huhn in Sahnesauce im "Au Rocher de Cancale" in Mâcon; bei "Pierre" Exotisches von den Antillen. Steinbuttfilets in Ingwer bietet "La Renaissance" in Nevers. Entenfilets in Cassis serviert die "Hostellerie du Chäteau" in Pouilly-en-Auxois.